Azubi im SOC Keller

SOCs für KMUs – vom Kellerprojekt bis zur Cloud

SOC – Security Operations Center. Klingt nach NASA-Kontrollzentrum: dunkle Räume, blinkende Monitore, Analysten mit Headsets, die in Echtzeit Cyberangriffe abwehren. Für Großkonzerne längst Alltag. Für kleine und mittelständische Unternehmen dagegen wirkt es oft wie ein Traumobjekt – teuer, komplex und weit entfernt von der Realität.

Die Frage ist nicht, ob man ein SOC „braucht“. Die Frage ist, ob man es sich leisten kann, keins zu haben. Denn sobald IT die Grundlage des Geschäfts ist – und das ist sie inzwischen fast überall –, reicht es nicht mehr, nur eine Firewall und einen Virenscanner aufzubauen.

Wozu ein SOC gut ist

Ein SOC ist im Kern nichts anderes als die Kombination aus Menschen, Prozessen und Technologie, die Angriffe erkennt, analysiert und abwehrt. Es ist die Weiterentwicklung vom simplen Alarm zur kontinuierlichen Sicherheitsüberwachung.

Man braucht es nicht immer – aber ab dem Moment, in dem ein erfolgreicher Angriff den Fortbestand des Unternehmens bedroht, ist es keine Kür mehr, sondern Pflicht. Für den Maschinenbauer mit weltweiter Lieferkette ebenso wie für das Krankenhaus mit Patientendaten oder den Online-Shop, dessen Umsatz stündlich tickt.

Was es an Modellen gibt

Die gute Nachricht: Zwischen „gar nichts tun“ und „High-End-SOC mit 200 Analysten“ gibt es heute zahlreiche Abstufungen. Der Markt ist vielfältig und auch für KMUs zugänglich. Aber jede Lösung hat ihre Kehrseite.

Eigenbau – das SOC im Keller

Das Bild ist vertraut: ein motivierter Azubi, drei Bildschirme, ein paar Open-Source-Tools. Fertig ist das SOC.

Mit Tools wie Wazuh (SIEM), TheHive (Incident Response) oder Zeek (Netzwerküberwachung) lässt sich für wenig Geld ein internes Mini-SOC aufbauen. Die Vorteile liegen auf der Hand: volle Kontrolle, Daten bleiben im Haus, und die Lernkurve für das Team ist steil.

Die Nachteile ebenso: 24/7-Betrieb funktioniert nicht, wenn der Azubi auch mal Feierabend macht. Und das gesamte Konstrukt hängt an wenigen Köpfen.

MSSP – Managed Security Service Provider

Das Gegenstück: Alles an Profis auslagern. Anbieter wie Telekom Security, Arvato Systems oder Controlware überwachen Systeme rund um die Uhr und liefern definierte Service Level Agreements (SLAs).

Das hat Charme: Expertise auf Abruf, ohne eigenes Personal aufbauen zu müssen. Aber es kostet – realistisch ab 3.000 Euro im Monat. Und die Daten liegen beim Anbieter, nicht mehr im eigenen Haus.

MDR und XDR – die schlanken Varianten

Wer keinen Full-Service will, landet oft bei MDR (Managed Detection & Response) oder XDR (Extended Detection & Response). Hier geht es darum, Bedrohungen früh zu erkennen und sofort darauf zu reagieren – ohne gleich ein komplettes SOC aufzuziehen.

Beispiele sind Microsoft Defender XDR, CrowdStrike Falcon Complete oder Sophos MDR. Kosten: ab etwa 1.000 Euro im Monat. Der Fokus liegt stark auf Endpoints und Cloud, weniger auf ganzheitlicher Überwachung.

SOC-as-a-Service

SOCaaS – SOC-as-a-Service – funktioniert wie Mieten statt Kaufen. Anbieter wie Trustwave liefern standardisierte SOC-Funktionen aus der Cloud.

Das macht den Einstieg leicht, ist schnell verfügbar und nach Verbrauch abgerechnet. Für viele KMUs ein sinnvoller erster Schritt. Allerdings: Standard bleibt Standard – Individualisierung gibt es kaum.

Kooperations-SOC

Manche KMUs gehen den Weg gemeinsam. Branchenverbände, IHKs oder Konsortien bieten geteilte SOCs, bei denen Infrastruktur und Analysten gemeinschaftlich genutzt werden.

Das senkt Kosten, bringt aber neue Fragen: Wer ist wofür verantwortlich, wie werden Daten getrennt, und was passiert, wenn einer der Partner nachlässig ist?

Hybride Szenarien

Sehr beliebt sind Mischmodelle: Ein kleines internes Team, ergänzt durch externe Spezialisten. Ein Beispiel: Microsoft Sentinel sammelt Daten und Alarmmeldungen, die Auswertung übernimmt ein Partner.

Die Vorteile: Skalierbarkeit, Flexibilität, Eigenkontrolle. Der Nachteil: Schnittstellen-Management. Unterschiedliche Teams unter einen Hut zu bringen, ist oft die größte Herausforderung.

Entscheidungsmatrix

Zur besseren Orientierung:

ModellTypische Anbieter/ToolsKostenrahmen (KMU)Typische Zielgruppe
Eigenbau / KellerWazuh, TheHive, Zeekab 5–15k € einmaligIT-affine KMUs mit eigenem Team
MSSPTelekom, Arvato, Controlware3–10k €/MonatMittelständler ab ~100 MA
MDR/XDRMS Defender XDR, CrowdStrike1–5k €/MonatCloud-/Endpoint-lastige KMUs
SOCaaSTrustwave, Kasperskyab 2k €/MonatBudget-sensitive KMUs
Kooperations-SOCVerbände, Clusterlösungenstark variabelBranchenallianzen
HybridMS Sentinel + Partner2–7k €/MonatMittelgroße KMUs mit Teil-IT

Fazit

Kein KMU braucht ein SOC, das aussieht wie die Kommandozentrale der NASA. Aber gar nichts zu tun ist die schlechteste aller Optionen.

Wer Microsoft 365 nutzt, hat mit Defender und Sentinel bereits solide Bausteine an Bord – man muss sie nur nutzen. Wer ohne eigenes Team arbeitet, fährt mit MDR oder SOCaaS gut. Und wer Lust auf Basteln hat, kann mit Open Source wie Wazuh starten – solange klar ist, dass ein Keller-SOC keine 24/7-Überwachung ersetzt.

Am Ende entscheidet nicht die Abkürzung, sondern die Fähigkeit, Angriffe rechtzeitig zu bemerken und sinnvoll darauf zu reagieren. Der Gegner wartet nicht. Nur der Praktikant tut das, bis die Berufsschule wieder anfängt.

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Euer Simon

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